Dieser
Artikel wurde in Current Archaeology 186 (Juni/Juli 2003) als Teil einer Serie
von Artikeln über Glas vor dem AIHV 2003 Congress in London publiziert.
Dies ist die Originalversion des Artikels.
Text
& Abbildungen © 2003 Mark Taylor und David Hill
Übersetzung
© 2009 Frank Wiesenberg
Quelle: http://www.romanglassmakers.co.uk/caribbed.htm
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Die Erforschung der Herstellungstechniken von antikem Glas ist eine Herausforderung, die uns nun seit zwölf Jahren beschäftigt. Viel Zeit haben wir den frei- und formgeblasenen römischen Gefäßen gewidmet. Während der letzten zwei Jahre haben wir uns auf die Reproduktion von hellenistischen und römischen Glasschalen konzentriert, wofür wir Techniken entwickeln mußten, die wahrscheinlich von den damaligen Glasmachern angewendet wurden. In jüngerer Vergangenheit gab es einige Vorschläge, wie diese mehrfarbigen Gefäße gemacht wurden. Darunter auch der Vorschlag, daß Arrangements gemusterter Stäbe in Formen in einem Ofen zusammengeschmolzen worden seien. Nun, unsere Arbeiten ließ uns zu dem Schluß kommen, daß alle antiken Mosaik-Glasschalen (und andere offene Formen) "live" an der Arbeitsöffnung des Ofens gemacht worden sind, wobei vorgeformte Stababschnitte zu einer runden Scheibe zusammengeschmolzen wurden, die dann über eine Form abgesenkt wurde. Diese Methode erlaubt ständiges Arbeiten während des Zusammenschmelzens der Scheibe, wobei Form, Größe und Muster kontrolliert bearbeitet und auch der Standring, wo nötig, angesetzt werden können. Abschließendes Schleifen und Polieren erfolgt unter Verwendung einer motorisierten Scheibe, auf die das Gefäß montiert wird, so daß es von oben bearbeitet werden kann und nicht, wie auf einer Drehbank, von der Seite. Weitere Fortschritte mit dieser Technik führten uns zu den Problemen der Herstellung von Rippenschalen. Wieder kursierten in den letzten Jahren verschiedene Theorien, wie die Rippen hätten geformt werden können: Einige schlugen vor, daß zu ihrer Herstellung eine Scheibe geschmolzenen Glases mit einer Form mit radial angeordneten Kerben gestempelt worden wäre. Andere glaubten, daß die Rippen sich aufgeworfen hätten, indem man mit einem Metallstab in gewissen Abständen in eine auf einer Form befindlichen heißen Glasschale gedrückt hätte. Die große Anzahl bekannter Rippenschalen-Funde bestätigt ihre Beliebtheit während eines Zeitraums von mindestens hundertfünfzig Jahren bis zum ausgehenden ersten Jahrhundert nach Christus. Das legt eine unkomplizierte Herstellungsart dieser Gefäße nahe, die ihre Parallele in den anderen Glasarbeits-Techniken dieser Zeit hätte. Wir gehen davon aus, daß die Rippen dieser Schalen mit einer Zange geformt wurden, mit der nacheinander die Rippen in eine flache Scheibe geschmolzenen Glases eingekniffen worden sind. Mit etwas Übung können so sieben oder acht Rippen geformt werden, bevor das Glas wieder erhitzt werden muß. Sind alle Rippen geformt, so kann die Scheibe über eine Form gelegt und abgesenkt werden, wie bei den Mosaikschalen. Das Einkneifen der Rippen wurde schon in der Vergangenheit vorgeschlagen*, aber wir haben letztendlich diesen Prozeß so weit weiterentwickelt, daß er nun eine realisierbare, reproduzierbare und vor allem relativ schnelle Produktionsmethode geworden ist, die alle Charakteristica der antiken Rippenschalen wiedergibt (siehe Abbildungen). Der Bereich oberhalb der Enden der Rippen zeigt Werkzeugspuren (erzeugt beim Formen der Schale), die mit einem rotierenden Schleifrad abgeschliffen werden müssen. Danach werden die Schalen genau wie die Mosaikgefäße poliert. Nur durch die über einen langen Zeitraum erworbene Praxis konnten wir die Feinheiten herausfinden und die Fertigkeiten zur erfolgreichen Reproduktion der antiken Glasgefäße entwickeln. Wir verfeinern unsere Techniken der Herstellung von Rippenschalen stetig - und, wie wir oft feststellen mußten, nutzten die antiken Glasmacher die einfachsten verfügbaren Techniken. * W. B. Honey (1946) "Glass. A Handbook And A Guide To The Museum Collection." schreibt auf Seite 23 "The dishes and bowls ....were commonly decorated with raised ribs (the so-called 'pillar moulding'), produced apparently by working up the plastic glass with pincers and other tools " und D. F. Grose (1974) "Roman Glass of the First Century A. D. A dated deposit of Glassware from Cosa, Italy" in Annales de l'AIHV 6 schreibt auf Seite 37, fragment CE 2155: "Slight unevenness on interior surface opposite ribs may indicate that the . ribs were pinched out from the sides."
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Frank
Wiesenberg | Diese
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